Geschichte des Tullner Karners

Der Karner in Tulln ist das kunsthistorisch bedeutendste Bauwerk der Stadt, für mancheKunsthistoriker gilt das im 13. Jahrhundert wahrscheinlich nach dem Vorbild des elfeckigen Kettendomes in Jerusalem errichtete Gebäude als schönster Karner Österreichs. Der Begriff Karner, auch Carnarium, steht für ein Beinhaus (Ossarium). Mancherorts hat die Anlage zwei Ebenen, die obere als Andachtsraum, die untere als Beinkeller, wie dies auch in Tulln zutrifft. Der Tullner Karner, auch Dreikönigskapelle genannt, wurde etwa 1240, während einer wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt, fertiggestellt. Als Bauherr gilt der letzte Babenberger-Herzog Friedrich II. der Streitbare.

Das romanische Trichterportal

Besonders das original erhaltene Trichterportal gilt als Juwel der romanischen Baukunst. Der Karner ist von deutsch-französischnormannischen Handwerkern aus Greifensteiner Sandstein erbaut worden.

Im Zentralraum wird die Parabel der fünf klugen und der fünf törichten Jungfrauen aus dem Matthäus-Evangelium als Gleichnis für das Weltgericht dargestellt.

Auf der Seite des Guten über dem Eingang mit den klugen Jungfrauen wird der Weg des Menschen in den Himmel gezeichnet, auf der gegenüber liegenden Seite des Bösen sieht man die törichten Mädchen, wie sie von Teufeln in die Hölle gezerrt werden.

Die im 19. Jahrhundert von Franz Storno ergänzten und geschaffenen Wandmalereien entsprechen inhaltlich dem romanischen Original, sie sind aber aufgrund der Rekonstruktion nur mehr dessen Nacherzählung.